Serien (Auswahl)
(...) Das Blatt Papier wird für ihre einzelnen, bisweilen einsam, ja verloren wirkenden Figuren zum Aktionsraum – zur Bühne für kleine, niemals vollkommen humorfrei zu begreifende „Performances“. Diese erweisen sich als Rätsel oder Geheimnis, als spielerische oder existenzielle Herausforderung. Barbara Wrede nimmt uns auf diese Weise in ihren Zeichnungen mit auf Beobachtungsgänge zu Akteuren, die in ganz unterschiedlichen räumlichen Settings – gemäß ihrer Regie – zurechtkommen müssen. Es sind primär klare, bedächtig fließende Linien, die das entscheidende Gerüst der einzelnen Blätter bilden, doch finden sich in einigen von ihnen auch flächig entwickelte Zonen und Formen. Sie bilden Schatten- oder Negativräume, die sich als Mitspieler und Widersacher für die einzelnen Figuren in ihnen einbringen. Eine verhaltene, teilweise trotz oder wegen aller feinen Komik melancholisch anmutende Stimmung zeichnet viele der so gestalteten szenischen Setzungen aus. Das Natürliche mutet befremdlich an – und umgekehrt. Dabei agiert Barbara Wrede absolut unprätentiös, was ihren Zeichenstil angeht, der ohne Manierismen oder billige Effekte auskommt. So entsteht eine Zeichenwelt, die sich als Kaleidoskop von rätselhaft-natürlichen Szenen und Figuren erweist, die mehr mit uns und unserer Existenz zu tun haben, als wir auf den ersten Blick meinen ...
aus: Andreas Schalhorn, In der Zeichenwelt von Barbara Wrede, »Eh Du erwachst«, Werkkatalog, Seite 6, Edition Braus, 2020 , ISBN 978-3-86228208-1
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